Wie stelle ich mir einen Christen vor

Dieses Thema lässt sich nicht komplett in einen Vortrag packen. Das Christsein ist so vielseitig wie das Leben. Aber ich möchte einiges näher betrachten, was mir besonders wichtig erscheint und was ich auch selbst erlebt habe. Und ich möchte euch auch nicht nur erzählen wie ich mir einen Christen vorstelle – so und so soll er sein. Mein Vortrag soll auch Impuls sein für eure eigenen Gedanken. Daher ergibt sich Manches über das Thema aus der Beschreibung von Lebenssituationen.

Und was unterscheidet eigentlich einen Christen von einem Nichtchristen?

Als Christ bin ich auf Jesus getauft und sollte entsprechend mein Leben führen. Dass das nicht so leicht ist, wissen wir aus eigener Erfahrung. Denn wir sind Menschen wie Nichtchristen auch und haben Fehler und Schwächen.

Zu Beginn: „Ich stell mir vor“ von Clemens Bittlinger

https://www.youtube.com/watch?v=KxSIASVKcxA

Impuls zum Nachdenken als Hinführung zum eigentlichen Thema:

Ich stell mir vor, ich wär der Sohn. – Über den Sohn erfahren wir nichts mehr. Gott erkennt aber den unbedingten Gehorsam des Vaters Abraham an. Sicher war auch der Sohn erleichtert, dass Gott dieses Opfer nicht wirklich wollte.

Eine Frage der Perspektive!?

Würde ich ähnlich handeln, wenn Gott ein besonderes Opfer von mir verlangte?

Was wäre ich bereit, Gott zu geben? Gott erwartet von mir/ von uns Glauben und Gehorsam. Doch oft ist das schon zuviel oder stößt bei uns Menschen auf Ablehnung. Immerhin hat uns Gott ja einen freien Willen geschenkt und diese Freiheit kostet der Mensch gerne eigenwillig aus. Es zieht sich überall durchs alte Testament, dass die Menschen immer wieder mit Gott hadern und ungeduldig, ja sogar zornig werden gegen ihn. Trotzdem liebt Gott seine Geschöpfte und lässt sie nie im Stich.

Wie ist also der Mensch. Dazu der Auszug eines Gedichts von Goethe

Quelle: https://www.mumag.de/gedichte/goe_jw52.html

Aus: Das Göttliche von Johann Wolfgang von Goethe

Zitat: „Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.“

So stellt sich Goethe den Menschen vor. Aber was zeichnet einen Christen aus ?

Ein Christ ist der getaufte Mensch.

Also ich wurde am 22.August 1959 getauft. Das haben meine Eltern für mich entschieden. Ich wusste noch nichts von Gott. Aber Gott kannte mich schon und meinen Weg.

Gutes durfte ich erleben, aber auch Böses musste ich ertragen. Beides hat den Menschen, den Christen aus mir gemacht hat, der ich heute bin.

Aber der Reihe nach.

Meine Eltern zeigten mir als dem „Christ-Kind“ wie sie den Glauben verstanden. Zum Beispiel lernte ich die Eucharistiefeier am Sonntag kennen. Ich habe sicher wie alle Babys hier und da mal meinen eigenen Lobpreis von mir gegeben – aber Hauptsache in Gottes Nähe. Später war ich im katholischen Kindergarten und als Schulkind lernte ich im Religionsunterricht die Geschichten aus der Bibel kennen, die mich sehr faszinierten.

In der 4.Klasse durfte ich das erste Mal vor den Tisch des Herrn treten. Vorher lernte ich noch, dass es für die Seele gut ist, Gott von den ersten kleinen Sünden zu erzählen – also so kleinen Unfug z.B. Eltern und Geschwister ärgern oder beim Beten gelacht zu haben, weil sich mein älterer Bruder genau in dem Moment einen Witz nicht verkneifen konnte.

Dann begann für mich eine sehr schöne Zeit als Ministrant. Das war eine tolle Aufgabe, die mich voll und ganz ausfüllte und die ich sehr ernst nahm.

Wenig später wurde ich Firmling. Thomas von Aquin war mein Firmname.

Ich liebte solche Feierlichkeiten, weil ich Aufmerksamkeit bekam und im Mittelpunkt stand – einfach so.

Die Firmung ist ja eine Feier des bewussten Glaubens und des frühen Erwachsenseins.

Ich war also Christ, weil ich getauft war und weitere Sakramente empfangen hatte. Und ich hatte mich dann auch bewährt. In der Lehre, während meiner Armeezeit und beim Studium in Wernigerode, weil ich trotz aller Anfechtungen immer zu meinem Glauben gestanden hatte. Mein Leben als Christ verlief demnach doch ziemlich gut.

Und dann? Der Lauf des Lebens ist die Gründung einer Familie. Die Kirche empfielt gleichgesinnte Ehen. Also katholische oder wenigstens christliche Partner*innen. Ich habe es bei meinen Geschwistern erlebt, dass keine solcher Ehen gehalten hat. Bei mir selbst auch nicht. Ich musste sogar eine der schlimmsten Erfahrungen in meinem Leben in solch einer Ehe machen – das stimmt uns nachdenklich.

Wenn ich so überlege, welche Erfahrungen ich durch mein Glaubenszeugnis gegenüber meinen Mitmenschen gemacht habe, dann wurde ich deshalb auch geachtet. Immerhin war es zu DDR-Zeiten mutig, den Glauben offen zu bekennen. In der Schulzeit hatte ich noch den Einfluss meines Vaters sozusagen als Schutzschild. Aber auch ohne seine Stütze blieb ich standhaft.

Aber reicht das schon, ein guter Christ zu sein?

Es fällt auf, dass ich zwar mutig zu meinem Glauben stand, aber da fehlte etwas. In der eigenen Gemeinde stand ich eher abseits.

Auch hatte ich keine wirkliche Beziehung zu Gott. Das fiel anderen Menschen nicht so auf, weil ich immer nett, freundlich und hilfsbereit war. Diese fehlende Beziehung war die Ursache für mein späteres Abdriften vom Glauben.

Szenenwechsel:

Wie stellt sich nun ein Nichtchrist einen Christen vor?

Das wichtigste ist wohl, dass ein Christ Vorbild in der Nächstenliebe ist und sich an die 10 Gebote hält. Denn davon haben die meisten Nichtchristen oft schon mal gehört. Nichtchristen erwarten auch, dass der Christ Fragen beantworten kann.

Einfach ausgedrückt zeichnet sich ein Christ dadurch aus, dass er durch die Erfahrung der Liebe Gottes diese weitergeben kann in der Nächstenliebe. Und er stellt sich den Fragen anderer Menschen, auch wenn er nicht immer eine Antwort weiß.

Christen sind zuversichtlich und voller Hoffnung, weil Gott sie liebt. Gott kann die negativen Folgen aus Missgeschicken wieder heil machen. Dafür müssen wir aber auf ihn hören, ihm vertrauen und Besserung wollen. Das schließt auch ein, dass wir unser Leben so gestalten, also gegebenfalls auch verändern müssen, dass Gott sein Werk an uns und für uns tun kann. Ist der Christ dafür nicht bereit, dann hat er ein Problem, weil Gottes Plan feststeht. Dann wird er in seinem Leben mehr Schwierigkeiten haben, als eigentlich nötig. Gott hat viel Zeit. Er hat ewig Zeit, seinen Plan umzusetzen.

Gottes Nähe und Nächstenliebe

Gott war immer bei mir und ist es bis heute. Er braucht keine Kaffeepause. Seine Anwesenheit wird von manchen gerne mal verdrängt, weil sie scheinbar einengt. Davon lässt er sich nicht beeindrucken. Er ist einfach immer da. Bei allem, was wir tun. Und dies sollte unser inneres Licht nähren und auch für andere sichtbar machen durch Nächstenliebe. Nächstenliebe heißt nämlich nicht nur helfen, sondern auch andere annehmen und zu respektieren. Die, die wir mögen, so auch die, die uns fremd sind und mit denen wir lieber weniger zu tun haben wollen.

Wahrhaftigkeit

Ein Christ steht zu seinem Glauben und widerspricht dem Unglauben.

Ehrlichkeit

Ein Christ ist keine Petze. Fehler oder Schuld der anderen sollten wir Gott überlassen.

Christsein heißt, bewusst zu leben und sich immer wieder für Gott zu entscheiden. Er steht zu seinem Wort und ist verlässlich und ehrlich. Nicht wie der hier – Zitat: „Vor der Himmelspforte steht ein Handwerker und fragt Petrus: „Warum musste ich bloß so früh sterben? Ich bin doch erst 29!“ Petrus schaut in seinem Buch nach und erwidert: „Nach den Stunden, die du den Kunden berechnet hast, bist du schon 103.“

Quelle: https://www.wir-lieben-es-lustig.de/die-besten-himmelstor-witze/der-handwerker-witz/

Loslassen

Ein Christ sollte immer wieder loslassen. Er sollte nicht nur seine Sorgen und mögliche Ängste Gott überlassen, sondern auch den eigen(sinnig)en Willen. Durch regelmäßige Selbstreflektion, also zum Beispiel in einem Gebet oder vor der Beichte, kann er herausfinden, ob sein Wille auch Gottes Wille ist. Das ist in unserer Zeit immer mehr ein Problem geworden.

Beziehung zu Gott

Ein Christ sollte sich nicht ständig abrackern. Dann kommt er auch nicht zum Ziel und fühlt sich trotz aller Mühen unzufrieden und leer. Ziel ist Gottes Nähe. Die kann man immer suchen und finden. Zum Beispiel, in dem er den Sonntag heiligt.

Still in sich sein können macht die Gottesbeziehung aus. Ruhe von außen – aber ein Gedankenkarussell im Innern! Das ist keine Stille.

Selbsterkenntnis

Ein Christ strebt nach einem gottgefälligen Leben durch Selbsterkenntnis, denn sich selbst sollte er schon kennen bzw. erkennen, wahrnehmen und begreifen. Und sich dann auf Gott einlassen. Das heißt, ich erkenne, was ich tue, wie ich es tue und warum ich es tue. Es geht um Wahrhaftigkeit. Wahrhaftigkeit bedeutet, ich erkenne mich, nehme es ehrlich an und finde den Mut für notwendige Veränderungen. Dazu muss man jeden Tag neu bedenken und all sein Tun immer wieder hinterfragen. Auch dafür ist das regelmäßige Beten wertvoll.

Erst dann kann er Gottes Liebe wirklich wahrnehmen, spüren und sogar erwidern.

Selbst Vorbild sein

Es muss immer Menschen geben, die vorangehen. Menschen, die neue Wege gehen und dabei auch mal Fehler machen. Sie bewahren Bewährtes und sind offen für Neues. Manchmal so neu, dass sie auf taube Ohren oder Ablehnung stoßen.

Andere Vorbilder

Aber es gibt auch Nichtchristen, die uns Vorbild sein können, wie der Hauptmann von Kafarnaum. Lukas 7.1 – 10. Als Heide(römischer Hauptmann) hat er von Jesu Heilkräften gehört und glaubte ganz fest, dass dieser seinen Diener heilen könne.

Christsein ist kein Selbstläufer

Denn Christsein ist eben auch kein Selbstläufer. Gottvertrauen heißt nicht, dass wir nichts mehr tun müssen. Es ist nicht wie ein Dominospiel – einmal einen Stein anstoßen und dann läuft es ganz allein ohne unser Zutun bis zum Ende durch. Es gibt immer wieder kleine und große Stolpersteine. Aber wir dürfen Gott immer wieder um Hilfe bitten.

Impulse und Lebendigkeit

Ein Christ soll natürlich nicht wie ein Trauerkloß durchs Leben gehen. Er soll die 10 Gebote nicht ständig als Handlungsvorschrift vor der Brust tragen. Denn sie sind Gottes Wegweiser in Glaube, Liebe und Hoffnung.

Lebendig soll ein Christ sein vor seinem Schöpfer und in der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Persönliche Hingabe und Begeisterung und mit aufgeregtem Herzen als Zeichen der besonderen Freude.

Ein Christ ist ja auch ein wunderbares Wesen – so richtig menschlich und das Ergebnis von Gottes wunderbarer Schöpfung. Was ihn ausmacht, ist seine Beziehung zu Gott. Aber nicht immer lässt er sich auf diese Beziehung so ein, dass er Gottes Ebenbild ist.

Wichtig und entscheidend ist immer, dass ein Christ die Stimme Gottes hört und bereit ist für innere Wandlung und Erneuerung.

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