Beichte und Vergebung

Beichte und Vergebung

Es gehen nicht mehr so viele Katholiken zur Beichte, obowohl die Beichte eines der sieben Sakramente ist. Oft sind es Ältere, die noch den Weg zum Geistlichen finden.

Als Kind vor der Erstkommunion ist es noch etwas Besonderes, diese erste Heilige Beichte. Ich selbst weiß noch, dass es zwar etwas Überwindung gekostet hat, sich den Fragen aus dem Beichtspiegel zu stellen und hier und da festzustellen, wo ich Gottes Willen missachtet habe, aber die Lossprechung durch den Priester wirkte doch sehr befreiend.

Nun ist dieser Beichtspiegel nur ein Angebot, sich selbst zu hinterfragen, wo man Fehler gemacht hat. Also daran muss sich nun keiner festklammern. Aber viele haben wohl schon damit ein Problem, selbstkritisch zu sein. Gott gegenüber haben wir jedoch allen Grund dafür. Kein Mensch ist doch fehlerfrei. Und Gott liebt uns und vergibt, wenn wir Einsicht zeigen. Nun mögen einige sagen, das mache ich allein mit Gott aus. Dazu brauche ich keinen Priester. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob ich immer nur im persönlichen Gebet um Vergebung bitte, oder ob ich die Lossprechung durch einen geweihten Priester erfahre. Echte Reue wird dadurch ehrlich, wenn ich mir wirklich Mühe gebe, dass mir vergeben wird. Dafür suche ich dann auch gern wenigstens zweimal im Jahr einen Priester auf. Leider hat die Kirche keinen guten Ruf und so wird sie zum Opfer des Zeitgeistes, der auch sagt, was nützt mir das.

Was nützt mir das? Wie gut aber tut es einem Menschen, wenn er einen Fehler gegenüber einem anderen Menschen gemacht hat und das Fehlverhalten ihm auch sehr leid tut, wenn er vom Anderen hören, darf: „Ich vergebe dir. Ist schon gut.“ Genau das kann Gott auch tun, wenn wir mit unseren Fehlern zu ihm kommen und um Vergebung bitten. Dann spricht der Priester die Worte der Vergebung im Namen des Herrn. Denn schon Jesus hat gesagt: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen! „

Zeitgeist ist sehr negativ behaftet. Aber seine Wirkung bedeutet auch Veränderung zum Guten. Jeder Mensch verändert sich ja bekanntlich durch Erfahrungen, die er im Leben macht und durch sein Bemühen, ein guter Christ zu sein. Doch leider betrachten zu viele Menschen diesen Zeitgeist als Modeerscheinung. Zeitgeist bedeutet dann, dass ich mich nicht mehr an das halten muss, was einmal gut und richtig war. In der Weltlichkeit mehren sich Zweifel an dem, was den Glauben an Gott so wertvoll und verbindlich macht. Dazu kommt ein gewisser Hang zur Bequemlichkeit, der ja ohnehin durch die neueste Technik im alltäglichen Leben gefördert wird. Natürlich dürfen wir uns auch als Christen den Fortschritt der Zeit zu nutze machen. Aber wir sollten uns regelmäßig hinterfragen, was unsere Seele braucht. Unser Herz kommt nämlich mit all den neuen und tollen Dinge nicht ganz mit. In der Kirche dürfen seit vielen Jahren auch Mädchen Ministrant werden. Anfang der 1980er Jahre konnte ich das in der katholischen Kirche in Wernigerode beobachten. Inzwischen ist das selbstverständlich.

Aus meiner Sicht ist Zeitgeist eine Auseinandersetzung der Menschen mit der Gesellschaft, der Umwelt und sich selbst. Der Mensch schaut wo er steht, und ob er sich dort wo er steht wohl fühlt oder etwas in seinem Leben ändern muss. Auch der Glaube, also die Rolle der Religion in der Gesellschaft gehören dazu, weil Glaube und Religion sich in der Gesellschaft bewähren müssen durch das Verhalten der Christen.

So wirkt der Zeitgeist auch als Motor, in dem er zu Aktivitäten führt und Schöpfergeist fördert.

Mit Jesus begann ein neuer Zeitgeist, weil er Liebe und Versöhnung aber auch die innere Auseinandersetzung mit sich selbst und den Menschen brachte.

Wir Christen dürfen also so sein, wie Gott uns geschaffen hat. Wir müssen nicht anders sein – also so wie die Welt sich das vorstellt im Sinne von zuviel Wohlstand und Egoismus. Aber leider leben wir oft nicht so, wie sich die Welt Christen vorstellt und wie Gott es will. Darunter leidet das Ansehen der Kirche.

Aber Gott gibt uns immer wieder eine neue Chance duch die Vergebung. Diese neue Chance heißt Versöhnung mit Gott und damit innere Erneuerung. Die Beichte ist damit auch ein wichtiger Impuls für positive Veränderung und Vergangenheitsbewältigung, denn wir dürfen loslassen.

Im Youcat (Jugendkatechismus) gibt es zum Thema Beichte folgende Aussagen.

Nr.150 Zitat: „Kann die Kirche wirklich Sünden vergeben?“

„Ja. Jesus hat nicht nur selbst Sünden vergeben, er hat auch der Kirche den Auftrag und die Macht verliehen, Menschen von ihren Sünden zu befreien.“

Duch den Dienst der Priester wird dem Menschen die Vergebung Gottes geschenkt und die Schuld so vollkommen gelöscht, als wären sie nie da gewesen. Ein Priester kann das nur, weil Jesus ihn teilhaben lässt an seiner eigenen göttlichen Macht, Sünden zu vergeben.

Youcat Nr.177 Auszug, Zitat: „ Sakramente sind keine Magie. Ein Sakrament wirkt zwar von sich aus, muss aber im Glauben angenommen werden, um fruchtbar zu sein. Sakramente …..stärken ihn auch und bringen ihn zum Ausdruck.“

Nr. 193 Zitat: „ Alle Sakramente sind Begegnung mit Christus….Es gibt Sakramente der Heilung: Die Beichte ist solch eines.“

Meine persönliche Erfahrung mit der Beichte

Die Beichte als Kind ist ein wichtiger Anfang

Als Kind war ich sehr furchtsam und aufgeregt vor der Beichte. Und ich wollte ja auch keine Sünde vergessen. Ich folgte einem Urvertrauen. Denn vor der Beichte gehst du in dich und erforschst, wodu Fehler gemacht hast. Der Beichtspiegel ist besonders am Anfang eine gute Hilfe. Daraus kann ein bewusstes Gottvertrrauen werden im Erwachsenenalter. Es braucht Zeit und auch eine gewisse Übung, sich so auf Gott einzulassen und von seiner Barmherzigkeit und Gnade zu erfahren.

Die Beichte für mich heute

Auch ich wollte einmal nichts mehr von Beichte oder Gott wissen. Ich fühlte mich nicht mehr dazu gehörig. Meine Eltern erzogen mich zwar im Glauben, aber davon kam nicht viel bei mir an – jedenfalls nicht das, worauf es ankommt, nämlich Gott als den liebenden Vater im Himmel zu verstehen. Ich begriff den Glauben als ein Gebot von oben – wenn du nicht das tust …ein Glaube, der Schuldgefühle vermittelt. Dazu kamen viele negative Glaubenserfahrungen, schließlich eine Gleichgültigkeit verbunden mit der Erkenntnis, es geht auch so.

Bei mir ging es dann nicht nur ohne Beichte, sondern auch ganz ohne Gott.

Und genau deshalb gelingt mir ein recht objektiver Blick auf dieses Sakrament und was es mit uns macht oder eben nicht.

Es wird oft gesagt, die Kirche muss etwas tun für dies und das. Ich bin zurück gekehrt, ohne dass die Kirche direkt damit etwas zu tun hatte. Es war ein Prozess des unbewussten Glaubens, angelernt in jungen Jahren, also auf einer guten Grundlage. Die Entscheidung für den Glauben kam schrittweise und zuletzt durch eine Begegnung mit Gott in der Kirche in Nauen, wohin mich eine Radtour geführt hatte. Mein Wiedereintritt war dann verbunden mit der Beichte. Für mich ist das Bußsakrament ein Geschenk.

Deshalb bin ich darauf gekommen zu sagen, dass die Beichte letztlich das wichtigste und zugleich innigste Glaubensbekenntnis ist.

Ein Problem, Vergebung zu empfangen ist: die Fehler als solche nicht zu erkennen. Manches ist offensichtlich. In der Bergpredigt macht Jesus deutlich, dass schon der bloße Gedanke schlecht ist. Schlechte Gewohnheiten sind ein Beispiel für versteckte Fehler. Und leider neigen wir Menschen auch schnell dazu, anderen die Schuld zuzuweisen für unser eigenes Versagen, weil das für unser Ego bequemer ist.

Dazu eine persönliche Erkenntnis, die ich vor einiger Zeit hatte: Ich dachte gerade über meine Kindheit nach: Ich war als Kind bis weit ins Erwachsenenalter immer sehr brav, das heißt ich war folgsam und tat, was mir gesagt wurde. Einerseits war ich brav, weil mutlos, andererseits bekam ich dadurch Anerkennung. Ich meinte, damit auch Gott zu gefallen. Bravsein war meine Leistung. Ich eckte also nie an und wurde meist in Ruhe gelassen. Doch ich hatte auch eine andere Seite. Dieser unbedingte Gehorsam wurde irgenwann zu einem „persönlichen Dogma“. Ich begann nämlich andere zu „verurteilen“, die frech waren, die anders waren, die Mut hatten, also alle, die gelernt hatten, normal zu sein. Als Sünde nahm ich das nicht wahr. Erst später hat es mir der Heilige Geist gezeigt.

Ohne Reue verfallen wir leicht in Selbstgefälligkeit, weil wir uns selbst nicht mehr den Spiegel vorhalten und merken, wo wir falsch liegen und dass wir uns von Gott entfernt haben.

Vergebung ist nur möglich, durch Zuwendung zu Jesus. Wir übergeben ihm unsere Seele und er macht sie wieder heil durch seine Vergebung.

Das bedeutet auch Nachfolge Jesu. Das bedeutet Ergebenheit in seine Liebe, bedeutet grenzenloses Vertrauen, bedeutet Loslassen von weltlichen Gedanken.

Gott kann all unsere Schuld hinweg nehmen, weil er seinen Sohn in die Welt, eben auch unter viele böse Menschen gesandt und geopfert hat. Durch sein Leiden, den Kreuzestod und die Auferstehung hat er die Welt erlöst. Diese tiefere Bedeutung von Vergebung kann die Welt nicht verstehen. Es ist ja auch das Geheimnis des Glaubens. Und genau deshalb dürfen wir Gott bedingungslos vertrauen und ihn immer wieder um Vergebung bitten. Wir bitten- Herr erbarme dich unser, mit der Gewissheit: Du nimmst hinweg die Schuld der Welt.

Vergebung ist ein Zeugnis der Gemeinschaft mit Gott. Luk 5,32 „ Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr von ihren Sünden zu rufen….“

„Vergebt und euch wird vergeben werden“ Lk 7,37

Wir erhalten Vergebung auch ohne Beichte. Aber die Beichte ist eine ganz besondere Zuwendung zu Gott. Durch sie erfahren wir den Segen – die Lossprechung.

Wie man die Beichte formuliert kann jeder für sich entscheiden. Man kann Vorgaben nutzen aber auch eigene Worte verwenden. Demut und Reue müssen immer zum Ausdruck gebracht werden, damit die Absolution erteilt werden kann. Ich persönlich gestalte meine Beichte immer mit eigenen Worten im Beichtgespräch beim Pfarrer. Dabei spreche ich Gott direkt an.

Die Vergebung

Menschen untereinander (Weitergabe der Vergebung siehe Vater unser)

Vergebung wollen wohl alle. Christen wie Atheisten oder Andersgläubige. Wenn ich Mist gebaut habe, Fehler begangen habe oder einen lieben Menschen verletzt habe, entschuldige ich mich. Manchmal brauche ich dazu etwas Zeit, weil es mir schwer fällt. Und wenn ich mich endlich zu einer Entschuldigung durchgerungen habe, hoffe ich doch sehr, dass sie angenommen wird.

Vergebung bedeutet ein hohes Maß an Verantwortung als auch Macht. Im Kleinen wie im Großen. Derjenige der einem anderen vergibt, verzichtet auf sein Recht. Das Recht, eine Art Richter über den anderen zu sein, weil mit der Vergebung alles abgegolten ist. Jesus hat den Aposteln diese Macht gegeben. „Denen ihr sie nicht erlasst, denen sind sie nicht erlassen…“Wir selbst knüpfen Vergebung gern an Bedingungen. Aber das ist keine echte Vergebung. Vergebung wie Gott sie gibt ist bedingunglos wie seine Liebe.

…und durch Gott

Bei Gott ist das anders. Hier dürfen wir bei entsprechender Reue, die wohl vorliegt, wenn ich um Vergebung bitte, sicher auf seine Barmherzigkeit vertrauen, auf seine Gnade und Vergebung.

Denn Gott will uns nicht bestrafen sondern vergeben, weil er uns liebt.

Die Vergebung durch Gott erfolgt auch durch einen Priester. Das ist möglich, weil Jesus gesagt hat:

  • „Jesus sagte noch einmal zu ihnen: ‚Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.‘“ (Johannes 20,21–23 EU)

Welch unvorstellbare Liebe muss wohl unser Vater im Himmel uns geben, wenn er uns immer wieder vergibt. Kleine Sünden, aber auch große Schuld.

Und wenn dann der Priester stellvertretend für Gott zu uns sagt: „ Deine Sünden sind dir vergeben. Ich spreche dich los im Namen der Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ fühle ich mich innerlich vollkommen frei und erlöst. Wer möchte darauf verzichten.

Dann wird unsere Seele wieder hell.

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