Wie die Bibel geschrieben und zu einem Buch wurde

Die Bibel besteht ja aus mehreren Teilen. Sie ist kein Roman mit einer Handlung, die einen Anfang hat und sich fortsetzt, Entwicklungen beschreibt und möglichst gut endet. Wobei das Ende der Bibel mit der Aussicht auf eine neue Welt schon sehr gut ist.

Aber die Geschichten in der Bibel nur teilweise fortlaufende Handlung. Sie stellen thematisch unterschiedliche Episoden dar, wenn man ihren Inhalt einmal so betrachten möchte.

Es gibt ja nicht nur das alte und das neue Testament, sondern in diesen Teilen verschiedene eigenständige Berichte oder Bücher, wie diese auch genannt werden. In ihr wurden viele verschiedene Bücher gesammelt. Sie besteht aus Geschichten, philosophischen Abhandlungen, Dichtungen, Liedern und persönlichen Briefen.

Doch wer hat das alles aufgeschrieben, gesammelt und zu einem Buch zusammen gefügt? Das wollen wir heute anhand des vorliegenden Buches über die Welt der Bibel herausfinden.

Das alte Testament enthält verschiedene Bücher und wird als Heilige Schrift bezeichnet. Der Text war in den alten Sprachen Israels, hebräisch und aramäisch geschrieben. Es sind uralte Schriften, deren Ursprung nur noch sehr begrenzt zu erforschen ist. Schreiber haben diese Schriften angefertigt. Die ältesten Schriften habe sich im Klima der biblischen Länder nicht gehalten.

Die alten Schriften aus Qumran, einer jüdischen Sekte, die zu Jesu Lebzeiten aktiv war, sind von großer Bedeutung, weil ihr Text mit Schriften aus dem 9.Jahrhundert im Wesentlichen übereinstimmt. Die Schreiber haben zwar alles handschriftlich verfasst, waren aber in ihrer Arbeit sehr genau und sorgfältig. Ihnen unteliefen kaum Fehler. Es gibt nur einige Stellen, wo andere Ausdrücke gebraucht wurden. Wir kennen so etwas ja auch in unserer eigenen Sprache. Manche Begriffe sind nicht mehr zu deuten.

Da die Übereinstimmungen der Abschriften sehr groß sind, können wir davon ausgehen, dass uns das AT so vorliegt, wie es einmal geschrieben wurde.

Griechisch war die wichtigste Spache im römischen Reich, weshalb es Übersetzungen in dieser Sprache gab.

Zitat: „Als das Christentum Völker erreichte, die noch andere Sprachen hatten, wurde das AT auch ins Lateinische (Vulgata), ins Syrische (Peschitta) und ins Ägyptische (koptische Version) übersetzt.“

Es ist bekannt, welche Bücher zu Jesu Zeiten zum AT gehörten und welche die Apostel als ihre „Bibel“ bezeichneten.

Zitat: „Die Juden überliefern, daß der Schreiber Esra (s. Buch Esra) die Bücher des AT sammelte und ordnete.“ Sammlungen von Büchern, Psalmen und von Propheten gab es aber schon vorher.

Zitat: „Israel teilte seine Heilige Schrift in drei Untergruppen: das Gesetz, die Propheten und die Schriften. Das „Gesetz“ beinhaltete die fünf Bücher Mose. Obwohl im ersten Buch Mose keine Gesetze als solche vorkommen, wurde es doch unter die Gesetzesbücher gerechnet, weil man glaubte, daß all diese fünf Bücher von Mose geschrieben worden seien.“

Die prophetischen Bücher befassen sich mit dem Verständnis der tatsächlichen Geschehnisse und deren Deutung wie Gott sie sieht.

Zitat: „Es ist erwiesen, daß die hebräische Heilige Schrift z.Z. Jesu aus den 39 Büchern bestand, die wir heute als das AT kennen. Fast alle Bücher des AT werden hier und da im NT zitiert. Das läßt darauf schließen, daß Jesus und seine Nachfolger mit eben dem AT vertraut waren, das auch wir kennen.“

Für den Inhalt des AT gibt es kaum Textzeugen. Dafür gibt es für das NT sehr viele. Daher muss herausgefunden werden, welche am glaubwürdigsten sind.

Das NT war vorwiegend in griechisch geschrieben. Es gab auch auch Übersetzungen ins Lateinische und andere Sprachen.

Zitat: „Die erste gedruckte Ausgabe des griechischen Textes erschien 1516 – herausgegeben von dem holländischen Wissenschaftler Erasmus von Rotterdam. Bis dahin hatte niemand die Genauigkeit dieses Textes angezweifelt.“

Bevor es den Buchdruck ab dem 15.Jahrhundert gab, mussten alle Schriftstücke handschriftlich gefertigt werden. Oft diktierte ein Oberschreiber den Text und die anderen Schreiber nahmen sein Diktat auf. Durch menschliche Schwäche entstanden natürlich auch Fehler. Diese waren offensichtlich aber nicht schwerwiegend.

Die Bibel als Buch entstand, weil Schriftrollen schwer zu handhaben waren. Die Buchform wurde Codex genannt.

Die Zusammenstellung der Bibel war eine komplizierte Arbeit. Viele überlieferte Schriften wurden geprüft und mit anderen verglichen, bevor die Übereinstimmungen so gut waren, dass man sie der Bibel zuführen konnte. Es stellte sich aber heraus, dass Unterschiede nur in wenigen einzelnen Worten bestanden, die die Aussage der Texte nicht in Frage stellten.

So wurde das NT zu einem Buch

Zitat: „Die ersten christlichen Versammlungen glichen wahrscheinlich den Gottesdiensten der Juden. Bestimmte Abschnitte des AT wurden verlesen. Da die Christen Jesus verehrten, war es natürlich, daß in ihren Gottesdiensten zusätzlich etwas über ihn vorgetragen wurde. Anfänglich waren es wohl mündliche Berichte derer, die Jesus noch gekannt hatten. Später, als die Gemeinden mehr und die Augenzeugen weniger wurden, schrieb man diese Erzählungen auf. So entstanden die vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes), die einen wichtigen Platz im Gottesdienst einnahmen.“

Die Briefe einiger Apostel waren sehr wichtig, so dass man sie in den Gemeinden weiter verbreitete. Ihre Bedeutung bestand in ihren Aussagen über das Leben in der christlichen Gemeinde.

Neben den genannten Berichten gab es auch märchenhafte Erzählungen und Legenden. Diese verwendete man aber nicht in den Gottesdiensten.

Immer wieder wurde von der Kirche geprüft, welche Berichte zum NT gehören sollten.

Zitat: „Kein Konzil entschied willkürlich darüber, aus welchen Büchern sich das NT zusammensetzen sollte. Vielmehr orientierten sich die Gemeinden an dem, was apostolischen Ursprungs war und an dem, was vom Geiste Jesu geprägt war.“

Erst lange danach entschied das Konzil darüber. Es herrschte der Grundsatz, dass die Schriften ausgewählt wurde, die am genauesten und wahrheitsgetreuesten die Botschaft Jesu und der Apostelgeschichte wiedergaben.

Auch wenn im römischen Reich oft griechisch gesprochen wurde, so war die offizielle Sprache doch Latein. Wahrscheinlich deshalb wurde die Bibel ins Lateinische übersetzt.

Zitat: „Seit dem 2. Jh. n. Chr. gab es viele örtliche Übersetzungen der Bibel. Allmählich wuchs der Wunsch nach einer einzigen Version, die jeder benutzen konnte. Daher wies Papst Damasus im Jahr 384 n.Chr. seinen Sekretär an, die lateinischen Fasungen des NT zu überarbeiten. Dieser Mann war Hieronymus. Er ist der erste Bibelübersetzer, dessen Namen wir kennen.“

Er übersetzte die Bibel ins Lateinische. Diese Bibel ist bis heute maßgebend für die römisch- katholische Kirche.

Zitat: „Für die Übersetzung des AT lernte er Hebräisch und lebte einige Jahre in Betlehem. Durch seine Arbeit, die durch Abschriften verbreitet wurde, wurde Gottes Wort unzähligen Menschen zugänglich und brachte ihnen Hoffnung und neues Leben.“

Nachdem sich Kaiser Konstantin bekehrte, wurde das Christentum weit verbreitet. Dadurch stieg der Bedarf an Bibelübersetzungen.

Durch das weitere Wachstum der Kirche nach dem Untergang des weströmischen Reiches im Norden und Osten Europas. Es entstanden zahlreiche Bibelübersetzungen.

Vor der Reformation, im Spätmittelalter, entstanden zahlreiche Bibelübersetzungen, die für Christen aus dem einfachen Volk bestimmt waren. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hatten Persönlichkeiten, die kritisch gegenüber der offiziellen Kirche standen.

Zitat: „Der Lyoner Kaufmann Petrus Waldus fand um 1170 durch die Lektüre des NT einen neuen Sinn für sein Leben. Er ermöglichte daraufhin eine Übersetzung der Bibel ins Provenzialische(Südfranzösische). Seine Anhänger gründeten die Waldenser Kirche, die lange bitter verfolgt wurde.“

Ähnliches geschah in Böhmen. Jan Hus, der als Rektor an der Prager Universität tätig war, symphatisierte mit den Waldensern. Nachdem er wegen seiner Haltung auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, übersetzten seine Anhänger die Bibel ins tschechische.

Als Johannes Gutenberg das Druckverfahren entwickelte, konnte sich die Bibel noch mehr verbreiten. Zuerst entstand die Bibel auf lateinisch, später auch auf deutsch.

Zitat: „All diese Übersetzungen gingen von wenigen lateinischen Handschriften aus. Mit der Erneuerung der Wissenschaften in der Renaissance wandte man sich auch dem Studium der biblischen Ursprachen zu. Jüdische Gelehrte hatten den Text der hebräischen Bibel aufbewahrt. Dieser Text wurde 1488 in Italien gedruckt. Das griechische NT wurde zum ersten Mal von dem holländischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam 1516 veröffentlicht.“

Erasmus war ein Befürworter der Übersetzungen in die Umgangssprache.

Zitat: „Er schrieb: Ich wünsche, daß die Bibel in alle Sprachen übersetzt wäre, so daß nicht nur die Schotten und die Iren, sondern auch die Türken und Sarazenen so lesen und verstehen könnten. Ich möchte, daß der Landarbeiter sie singen kann, wenn er hinter dem Pflug geht, der Weber sie zur Melodie des Weberschiffchens summt und der Reisende sich die Fahrt mit ihren Geschichten verkürzt.“

Wir wissen ja, dass auch Martin Luther die Bibel übersetzt hat. Als er zum ersten Mal die Bibel in der Hand hielt, war er Student der Freien Künste und Rechtswissenschaft in Erfurt. Er fand eine Bibel in der Universitätsbibliothek und war begeistert von ihr. Deshalb wünschte er sich sehr, dieses Buch einmal selbst zu besitzen. In seiner Lehrtätigkeit lehrte er wie damals üblich in lateinischer Sprache. Weil er sich selbst gern als „Doktor der Heiligen Schrift“ bezeichnete, lässt für mich den Schluss zu, dass er eine Leidenschaft für die Bibel hatte. Das kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass er viel Sachverstand für die Aussagen der Bibel entwickelte.

Zitat: „Er übersetzte sie als „Zeugnis“ von der Gnade und Liebe Jesu Christi.“

Zitat: „Die Bibel ist kein Buch mehr, das nur einem bestimmten Stand vorbehalten ist. Sie ist für alle da. Alle haben gleiches Anrecht auf sie.“

Zitat: „Zudem hatte er durch das Bibellesen im Kloster die Antwort auf sein Suchen nach Glaubensgewißheit und Gnade gefunden.“

Ob er deshalb die Bibel für das Volk übersetzen wollte, ist nicht bekannt.

Und natürlich hatte er bei der Übersetzung Helfer. Und auch wenn die Kirche Gegenmaßnahmen gegen die Veröffentlichung seiner Bibel versuchte, konnte sie doch die Verbreitung nicht verhindern. Luther arbeitete in einer Zeit, in der der Buchdruck große Stückzahlen und niedrigere Preise möglich machte. Dieser Umstand kam ihm für seine Ideen zu gute. Außerdem konnte Luther sehr gut anschaulich, verständlich und treffend formulieren.

Zitat: „So wurde Luther zum Wegbereiter eines neuen Schriftverständnisses, das sich in entscheidenden Punkten von der damals herrschenden Meinung und Tradition der Kirche abhob.“

Dass der Bibel soviel Aufmerksamkeit, Mühe und auch finanzieller Aufwand geschenkt wurde zeigt uns, dass sie Gottes Wort enthält. Sie enthält Aussagen und Wahrheiten, die so nie von Menschen geäußert werden können. Dass ihre Aussagen über die Jahrhunderte ursprünglich geblieben sind, obwohl sie lange nur handschriftlich verbreitet wurden beweist ihren Wahrheitsgehalt. Die Bibel forderte die Menschen, die sich mit ihr befassten so sehr heraus, dass sie zurecht weltberühmt wurde.

error: Content is protected !!