Der Wille Gottes

Im „Vater unser“ beten wir: „. . . dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“. So steht es im Youcat 521 und so ist es uns Christen allgemein bekannt.

Wir beten das nicht nur. Es ist eine Bitte, die wir in dieser Weise formulieren. Vielleicht ist uns diese Bitte gar nicht immer bewusst. Sie bedeutet, dass wir unseren eigenen Willen dem Willen Gottes unterordnen wollen und er uns dabei hilft, weil wir das ohne ihn nicht schaffen. Es soll auf Erden jetzt schon so sein, wie es im Himmel ist. Wir bitten Gott, er möge uns die Einsicht und die Erkenntnis geben, was sein Wille genau ist und wo wir unser eigenes Wollen korrigieren müssen, damit es hier auf Erden schon wie im Himmel sein kann. Als seine Geschöpfe und sein Ebenbild wollen wir Gemeinschaft mit ihm.

Stellen wir uns mal die Frage, was genau Gottes Wille ist.

Gottes Wille ist erst einmal die Schöpfung. Er hat uns Menschen und alle seine Geschöpfe aus Liebe erschaffen. Er hat Adam und Eva aus dem Paradies geworfen, weil sie sich seinem Willen widersetzt hatten und so sein wollten wie er. Er hat Noah die Arche bauen lasse, damit er und seine Familie, sowie von jeder Art zwei Tiere geretttet werden. Diese Rettung war dann möglich, weil Noah Gottes Willen umgesetzt hat. In der Bibel finden wir zahlreiche Schriftstellen die aussagen, was sein Wille ist. Immerhin ist die Bibel ja auch Gottes Wort – also sein Wille – von Menschen aufgeschrieben.

Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes und können unser Leben von klein auf heilig gestalten. Heilig bedeutet nichts anderes als voller Liebe gegenüber Gott, anderen Menschen und uns selber. Damit hat Gott uns auserwählt, bereits hier auf Erden wie im Himmelreich zu leben. (Beispiel: meine Heilig-Geist-Erfahrung in Lehnin 2018). Ich spürte dabei und viele Wochen danach eine unbeschreibliche himmlische Freude. Irgendwann war diese Freude aber wieder vorbei und so recht wusste ich damals nicht warum. Ich konnte sie von mir selbst aus nicht aufrechterhalten.

Wir könnten und können erfüllt von seiner Liebe leben. Das ist kaum vorstellbar, weil es oft nicht verstehen, wie wir so leben sollen, denn unser Leben ist voll von Ablenkungen und Verführungen, die uns von Gott fernhalten. Aber wir dürfen unseren himmlischen Vater immer wieder neu bitten: „Dein Wille geschehe“. Und er wird geschehen, wenn wir unser Leben ihm anvertrauen. Auch wenn es oberflächlich betrachtet nicht so aussieht. Die guten Nachrichten, nämlich die, die von Liebe berichten, bekommen wir kaum zu hören.

Wenn wir also darum bitten, dass sein Wille geschehe, dann hoffen und vertrauen wir, dass sein Wille auch geschehen wird. Dieses Hoffen und Vertrauen entsteht aus einer dankbaren und demütigen Haltung, weil wir an die Erfüllung dieser Bitte glauben.

Und wie erkennen wir heute seinen Willen?

Und wie können wir seinen Willen erfüllen?

Gott will nicht, dass wir leiden. Er will auch nicht, dass wir Leid ertragen müssen. Aber der freie Wille führt eben auch dazu, dass Menschen Leid für andere Menschen verursachen.

Gottes Wille ist unser freier Wille.

Gottes Willen ist, dass es uns gut geht. Sein Wille ist gut für uns Menschen. Jesus forderte genau deshalb seine Jünger auf, seinem Beispiel der Nächstenliebe zu folgen und sie an alle anderen Menschen weiterzugeben. Wer seinen Willen befolgt, erlebt den Himmel auf Erden und kann Gottes Willen auch für andere Menschen Wirklichkeit werden lassen.

Eines anderen Willen zu tun, hat für uns leider einen unguten Beigeschmack. So klar und offensichtlich Gottes Willen eigentlich ist, so sehr wird er falsch verstanden und missgedeutet(nicht selten auch mit Absicht um des eigenen Vorteils willen).

Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen und war immer schön brav gegenüber jedem Menschen. Das war ja auch irgendwo schön, aber nicht Gottes Wille. Ich war nicht kritikfähig und konnte entsprechend selbst auch nicht widersprechen aus Angst, andere zu verletzen und damit wiederum Kritik zu ernten. Ich fühlte eine menschliche Macht über mir, die mich erdrückte und dachte, es müsste so sein.

Macht: Ich darf alles – mir kann keiner etwas – mir müssen andere gehorchen – ich bestimme . . . usw.

Unterwürfig: Ich darf das nicht – ich trau mich auch nicht – ich bin nicht gut genug wenn ich . . .

Ich machte nicht die Erfahrung des liebenden Gottes. Dadurch kann ich aber heute sehr dankbar sein für das, was seine Liebe mir schon im Leben geschenkt hat. So sieht leider oft die Wirklichkeit aus. Aber das ist nicht Gottes Wille. Kann er auch gar nicht sein. Leider wird er aber oft in solcher oder ähnlicher Weise missbraucht.

Die 10 Gebote hat Gott uns nicht gegeben, um uns zu unterdrücken oder zu maßregeln. Diese Gebote geben uns Menschen Orientierung. Dazu hat sie Gott uns gegeben. Und die Menschen damals mit Abraham haben Gott ja um solch ein Zeichen gebeten.

Gottes Wille heißt geben, nicht nehmen. Er erfüllt uns viele Wünsche und oft merken wir das nicht mal.

Gottes Wille geschieht immer und überall. Jede Kleinigkeit, jedes kleine Wort, jede kleine Wohltat, ein wenig Freude, das eigene Bedürfnis, anderen zu helfen. All das ist Gottes Wille.

Ich habe es eben angedeutet: das eigene Bedürfnis, anderen zu helfen. Das ganz besonders ist Gottes Wille, weil darin eine Grundhaltung der Liebe steckt – die Barmherzigkeit. In dem Moment nämlich, kann ich gar nicht anders, als so zu handeln wie es Gott gefällt. In dem Moment bin ich erfüllt von seiner Liebe.

Liebe bedeutet auch Verzicht. Verzicht auf den eigenen Willen. Und das ist heute das große Problem der Menschen. Heute und seit es die Menschheit gibt. Aber auch in der Zukunft. Der Mensch, der sich über Gottes Willen erhebt ist das Problem. Und weil auch wir uns immer wieder über Gottes Willen erheben, oft aus schlechter Gewohnheit, müssen wir immer wieder beten und bitten, damit sein Wille geschehe. Das Gebet ist unsere Entscheidung, wieder das Richtige zu tun.

Gottes Wille geschieht laufend durch unsere Entscheidungen. Von daher war es für mich als Kind bis weit in das Erwachsenenalter ein Problem, vor lauter „Gehorsam“ immer nur brav zu sein. Aber aus der Bibel wissen wir, dass Jesus gerade solche Menschen auserwählt hat, die eben menschlich, also auch fehlerhaft, waren. Gott macht seine Auserwählten tauglich, seinen Willen in der Welt zu tun. Denn bei all meinem Gehorsam habe ich immer zu meinem Glauben gestanden, auch wenn es sehr unangenehm war. Darin war ich Gott gegenüber gehorsam. Wenn ich mich immer wieder für meinen Glauben unbeirrt stark machte, war ich voller Kraft und Gott hat mich dabei geführt.

Als der brave „Junge“ war dieses Verhalten eher ungewöhnlich für mich. Genau deshalb erinnere ich mich wohl immer noch an diese Zeit, die vor allem in meiner Zeit als Student in Wernigerode war. Das war 1981 bis 1984, also noch zu Zeiten der DDR und die Leitung der Agraringenieurschule war sehr SED-orientiert und war der Kirche nicht wohlgesonnen. Gleichzeit erlebte ich auch noch, dass meine Suche nach einer katholischen Partnerin mich in „die Hölle auf Erden“ führte. Aber es gab Menschen, die mir zur Seite standen und mir halfen, den richtigen Weg zu finden. So zeigte sich für mich in dieser Zeit Gottes Wille.

Gottes Wille ist auch Vergebung. Weil wir Menschen auch immer wieder versagen, verzeiht uns Gott immer wieder neu, wenn wir Einsicht zeigen. Dadurch macht er uns fähig zur Erneuerung und Umkehr. Umkehr heißt, dass wir uns wieder neu auf Gott einlassen und seinen Willen tun.

Deshalb haben Schuldgefühle keinen Platz in Gottes Plan. Er erwartet nur, dass wir von Herzen unsere Fehler bereuen und wieder gutmachen. Schuldgefühle sind auch deshalb fehl am Platz, weil sie Ausdruck von Unglauben sind. Denn glauben heißt, auch auf seine Vergebung zu hoffen und zu vertrauen.

Was also ist Gottes Wille?

Gottes Wille ist souverän. Er allein bestimmt immer und überall, was geschieht, weil alles was nach seinem Willen getan wird, aus Liebe geschieht. Er will, dass wir dankbar sind für das, was er uns Gutes tut und wie er uns führt und immer wieder lenkt. Und es muss gut sein und ihm gefallen. Aber er lässt uns die persönliche Freiheit. Denn das alles ist Liebe.

Was ist nun Gottes Wille für jeden Einzelnen von uns? Wenn das nicht so klar erscheint in jeder Lebenslage, dann probier es aus. Du wirst es ganz sicher merken. Alles, was du aus Liebe tust ist richtig. Manchmal gelingen dir Dinge, die du dir nie zugetraut hättest. Oder etwas geht wie von Engelshand sehr leicht und macht dir Freude. All das sind Zeichen von Gottes Willen für dich. Einfach nur abzuwarten und nichts zu tun ist jedenfalls keine Option.

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