Für das heutige Thema stellen wir uns die Frage: Würde ich, wenn ich damals gelebt hätte und ihm begegnet wäre, Jesus als den Christus, den Sohn Gottes erkennen und annehmen, also an ihn glauben?
Zu Beginn sehen wir uns einen Ausschnitt aus der Serie „The Chosen“ an. Es geht um die Szene, als Jesus die Frau am Jakobsbrunnen anspricht.
Die Frau reagiert verwundert, als sie von Jesus gebeten wird, ihm Wasser zu geben. Immerhin ist es zu der Zeit sehr ungewöhnlich, dass sie als Samariterin und Frau von einem Mann und Hebräer angesprochen und um Wasser gebeten wird. Jesus korrigiert sich sogar noch und meint, er hätte wohl besser noch „bitte“ sagen sollen. Dieses „bitte“ verstärkt die Aussage der Situation noch. „Bitte“ sagen klingt besonders höflich und drückt auch Achtung aus.
Als Jesus dann von lebendigem Wasser spricht, meint sie, er nähme sie nicht ganz ernst. Verblüfft ist sie dann aber von seinem detaillierten Wissen über ihre Vergangenheit. Deshalb glaubt sie ihm, als er sich ihr als der Christus, als der Messias offenbart. Jesus zeigt sich als einer, der sich nicht aufdrängt und der nicht verurteilt. Er lässt sich aber auch nicht einfach abweisen. Durch die weitere Erklärung gibt er ihr die Möglichkeit, ihn zu erkennen.
Und plötzlich ist das Wasser egal. Man spürt förmlich, wie die Frau auf einmal das „lebendige Wasser“ von Jesus angenommen hat, als sie voller Freude davonläuft und weitersagen möchte, dass der Messias endlich da ist.
Wir stellen uns nun die Frage, ob auch wir in einer solchen Situation dem Menschensohn geglaubt hätten.
Zunächst betrachten wir die Ausgangslage. Die Frau am Jakobsbrunnen hatte von Propheten gehört, die den Messias angekündigt hatten. Lange hatten alle warten müssen. Nach seiner Offenbarung hat sie voller Freude geglaubt, dass Jesus der langersehnte Messias ist.
In der heutigen Zeit kennen wir Jesus aus der Bibel und Erleben seine Gegenwart in der Eucharistie. Das ist aber nicht vergleichbar mit einer persönlichen Begegnung von Mensch zu Mensch. Aber wir sind als Christen durch die Taufe, die christliche Erziehung und eben durch die Feier der Eucharistie vorbereitet. Wir begegnen in der Eucharistie Jesus leibhaftig.
Um heute wirklich glauben zu können, muss unser Herz frei sein für Gottes Gegenwart. Das ist nicht immer einfach bei den vielen „Stimmen“, die uns tagtäglich begleiten. Aber wenn wir Gottes Stimme hören(wahrnehmen), können wir seinen Worten glauben.
Eine persönliche Begegnung ist aber noch ganz anders. Jesus strahlte eine göttliche Aura aus, durch die viele Menschen alleine durch seine Anwesenheit oder seinen Anblick geglaubt haben. Viele hörten nur von ihm und glaubten. Das wird in der Serie „The Chosen“ immer wieder deutlich.
Eine klare Antwort ist dennoch schwierig. Denn wir können uns wohl kaum in die Lage der damaligen Menschen hineinversetzen.
Doch wenn wir Jesus heute persönlich begegnen würden, könnten wir ihn erkennen und ihm glauben, weil er sich völlig von den Menschen unterscheidet, die uns sonst begegnen.
Im weiteren Gespräch stellten wir fest, dass auch ich einmal eine besondere Gotteserfahrung gemacht hatte, die einer persönlichen Begegnung sehr nahe kommt.
Ich war im September 2015 auf einer Radtour nach Nauen. Mein erstes Ziel war Ribbeck. Ich wollte diesen sagenumwobenen Birnbaum einmal selbst sehen. Und weil ich nicht die gleiche Strecke zurück fahren wollte, plante ich meine Rücktour über Nauen. Also machte ich einen großen Umweg.
Zu der Zeit machte ich in allen Orten, durch die mich meine Radtouren führten, Fotos von den Kirchen für meinen Sohn, der Kirchen, aber vor allem die Glocken sehr liebt. So suchte ich auch in Nauen eine Kirche und machte Fotos.
Auf einmal hatte ich die Idee, diese Kirche auch innen zu fotografieren. Für einen besseren Blick ging ich zielgerichtet auf die Empore. Aus dem Nichts überkam mich plötzlich eine riesige Freude. Ich konnte diese Emotionen kaum aushalten und Tränen rannen mir übers Gesicht vor lauter Glück. Und dann wurde mir auch gleich klar, dass diese Freude von Gott kam. Sein Wille war es, dass ich wieder zum Glauben und zur Kirche zurückkehre.
Jahre davor war ich ausgetreten, weil ich keine Gemeinschaft mehr fühlte. Frust hatte sich breit gemacht über alles, was von der Kirche ausging und schadenfroh verfolgte ich Meldungen aus den Medien, dass der Kirche die Menschen wegliefen und auch ob die Lehren der Kirche wirklich wahr seien. Zum Zeitpunkt, als ich in Nauen war, hatte sich aber der ganze Frust gelegt und ich empfand keinen Groll mehr gegenüber der Kirche. Und ein wenig hatte sich auch schon wieder eine leise Sehnsucht nach Gott in mein Herz geschlichen, auch wenn ich mir dessen nicht direkt so bewusst war.
In diesem Moment aber, fühlte ich die Nähe Gottes klar und stark. Es hat dann noch einige Zeit gedauert, bis ich mich wirklich entscheiden konnte, zurückzukehren, aber ich tat es und habe es nie mehr bereut, auch wenn sicher in der Gemeinde nicht immer alles so gut war oder ist, wie es sein könnte oder sollte. Ich ging meinen Weg und bin heute Jünger in diesem kleinen Kreis.
Dieses Erlebnis zeigt sehr deutlich, dass wahre Freude und wahres Glück nur von Gott kommen kann.